Kirchengemeinde Maria Magdalenen Klein Borstel
Kirchengemeinde Maria Magdalenen Klein Borstel

# Dezember 2024: „Erzählen!“

Liebe Leserinnen und Leser,

„Es begab sich aber zu der Zeit“ – so beginnt in der Übersetzung Martin Luthers die Geschichte von der Geburt Jesu Christi, wie sie uns Lukas in seinem Evangelium erzählt. „Es war einmal“ – mit dieser Einleitung be­to­nen ja auch Märchen zu Beginn die Rea­lität des Erzählten, es wird also Wert darauf gelegt, dass es sich nicht um Science Fiction, Fantasy oder Fake News handelt, sondern um eine wirk­liche Geschichte, die sich irgendwann einmal zugetragen hat, mündlich und schriftlich überliefert wurde und so bis heute fortwirkt. Unser Begriff der „Wirklichkeit“ weist ja darauf hin, dass es sich hierbei um ein Geschehen zu­sammen mit der von ihm aus­ge­hen­den Wirkung handelt.

Wie kann wirkungsvoll das eigentlich unbeschreibliche Geschehen erzählt werden, dass mit Jesus Christus Gott zur Welt kommt? Lukas erzählt die Geschichte von den besonderen Um­stän­den der Geburt im Stall von Bethle­hem und den Hirten auf dem Feld, denen seinerseits ein Engel davon erzählt, dass unweit ein ganz besonderes Kind geboren wurde. Von der Wirklichkeit dieser Ge­schichte müssen sich die Hirten erst vor Ort überzeugen, bevor sie in den Jubel der Engel einstimmen: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Men­schen ein Wohlgefallen“.

Auch wenn sich diese Verheißung in unserer von Kriegen überschatteten Zeit unwirklich anhört, können wir es nicht lassen, die Geschichte weiter­zuerzählen, von Kindern in Krip­pen­spielen inszenieren und uns mit ihnen begeistern zu lassen, als hörten wir das alles zum ersten Mal. Geben wir ruhig zu: Wir brauchen dieses Narrativ – so lautet ja seit einigen Jahren das Modewort für Erzählungen, die uns das Verstehen der Welt erleichtern. Unter den Narrativen gibt es leider auch manche, mit denen wir uns oder anderen etwas vormachen wollen. „Prüfet alles und behaltet das Gute“ (1. Thessalonicher 5,21) – so lautet die Jahres­losung für 2025. Das gilt bestimmt auch für die Narrative – weiter­erzählen sollten wir nur die wirk­lich guten und heilsamen Ge­schichten.

Dass uns das Erzählen guter Ge­schich­ten zu Weihnachten und damit auch der Start in ein friedlicheres Neues Jahr gelingt, wünscht von Herzen

Ihr/Euer
Pastor Detlef Melsbach

Kirchengemeinde Maria Magdalenen Klein Borstel

# September 2024: „Künstlich bereitet“

Liebe Leserinnen und Leser,

„Lobe den Herren, der künstlich und fein dich bereitet“ – so beginnt die dritte Strophe eines der wohl bekanntesten Gesangbuchlieder, das Joachim Neander 1680 gedichtet hat und uns bis heute daran erinnert, dass Natur und Kunst zumindest für Gott keine Gegensätze, sondern die untrennbaren Prinzipien seiner Schöp­fung sind.

Die gegenwärtige Debatte zu Mög­lichkeiten und Gefahren künstlicher Intelligenz vermittelt demgegenüber den Eindruck, dass durch die perfekte Imitation der Hirnfunktionen „natür­liches“ Denken immer mehr ersetzt, bzw. eingespart werden kann. Doch auch für die künstliche Intelligenz gilt ja, dass technologischer Fortschritt nicht mit der Natur konkurrieren, son­dern harmonieren sollte.

In den kommenden Wochen erinnern wir uns in der Kirche daran, wie wir als dankbare und kreative Geschöpfe an Gottes natürlicher und kunstvoller Schöpfung mitwirken können: Wenn wir den Kindern zur Einschulung den Segen zur behutsamen und natürlichen Entwicklung der Intelligenz mitgeben, wenn wir beim Erntedankfest für die (land-) wirtschaftlichen Erträge un­seres Tuns danken oder beim Mar­tins­markt unsere Gaben fröhlich unter die Menschen bringen. Aber auch wenn wir am Ende des Kirchenjahres dunkle Zeiten und die Traurigkeit über den Tod lieber Menschen teilen, tun wir etwas, was künstliche Intelligenz kaum ersetzen kann.

In herzlicher, geschöpflicher Ver­bun­denheit

Ihr und Euer
Pastor Detlef Melsbach

Kirchengemeinde Maria Magdalenen Klein Borstel

# Juni 2024: „Unterwegs mit Gott“

Liebe Leserinnen und Leser,

es gibt Worte, die prägen und be­gleiten ein Leben lang. Schon als Kinder bekommen wir Dinge gesagt, die aufrichten können und stärken, oder uns klein machen und niederdrücken. Kinder, die immer nur Negatives zu hören bekommen oder Abwertendes, können sich nicht richtig entwickeln. Wir Menschen brauchen gerade auf wichtigen Wegstrecken gute Worte und Zuspruch.

Die Konfirmation ist so ein Wegpunkt auf dem Weg ins Erwachsenenleben, ein wichtiger Termin für die Kon­fir­mand*innen und ihre Familien. Im Vorfeld hatte sich jede*r Konfi einen Konfirmationsspruch ausge­wählt, der ihn und sie begleiten soll auf dem weiteren Weg. Die Worte Gottes, die sich die Konfis ausgesucht haben, sprechen vor allem von Gottes großer Liebe zu uns Menschen und seiner Barmherzigkeit, aber auch von Wahr­haftigkeit, Gerechtigkeit und Frieden – beindruckende Worte. Als Gesegnete können die Konfirmierten nun ihren Weg gehen, beschützt und gehalten in Gottes Hand.

In den kommenden Wochen und Monaten werden sich viele von uns auf den Weg machen in den Urlaub oder die Ferien. Wir erkunden Neues oder lassen die Seele baumeln. Oder wir bleiben zuhause und genießen hier die Sommerzeit. Es tut gut, dafür um den Segen Gottes zu bitten. Sein Segen sagt uns, dass Gott mit uns unterwegs ist auf all unseren Wegen. Diesen Segen können wir einander zusprechen mit eigenen Wor­ten oder wir leihen uns Worte aus bestehenden Segenssprüchen.

In einem alten irischen Reisesegen heißt es:

„Möge dein Weg dir freund­lich ent­gegen­kommen, möge der Wind dir den Rücken stärken. Möge die Sonne dein Ge­sicht erhellen und der Regen um dich her die Felder tränken. Und bis wir beide, du und ich, uns wieder­sehen, möge Gott dich schützend in seiner Hand halten.“

In diesem Sinne allen eine gesegnete Sommerzeit.

Ihre und Eure
Regine Währer

Kirchengemeinde Maria Magdalenen Klein Borstel

# März 2024: „Entschuldigung!“

Liebe Leserinnen und Leser,

…da kann ich mich nur entschuldigen.“ So ein Satz hört sich ja erstmal ver­bindlich und charakterstark an, doch im Nachklang erweist er sich als ir­gend­wie unstimmig: Um Ent­schul­digung können wir eben nur bitten, hoffen, dass sie vom Gegenüber gewährt wird. Sicher, es gibt viele alltägliche Situ­ationen, wo man schon damit rechnen darf, dass durch ein ernstgemeintes „Sorry“, „Pardon“ oder eben „Ent­schul­digung“ die meist versehentlich zuge­fügten Unannehmlichkeiten dann auch gern vergeben werden und wir nicht nachtragend sein sollten.

Wenn jemand seiner oder seinem Nächs­ten aber Schlimmes angetan hat, ist selbst die Bitte um Entschuldigung eine anmaßende Forderung. Die Opfer von Machtmissbrauch und sexua­li­sier­ter Gewalt, die schon genug an den seelischen und körperlichen Folgen des zugefügten Leides zu tragen haben, sollen die Täter und die, welche durch ihr nicht wahrnehmen (wollen) für vieles mitverantwortlich sind, ent­schul­digen? Das ist (zu) viel verlangt. Zu Recht wird von den Kirchen hier mehr Bereit­schaft zur konsequenten Aufklärung und Ahn­dung als intransparentes Harmonie­ge­baren erwartet.

Gerade wenn wir Vergebung als Kern­funk­tion christlichen Glaubens ernst nehmen, dürfen wir es uns damit nicht zu leicht machen. Ohne echtes Bereuen und Be­ken­nen ist keine Vergebung, kein Ent­schul­digen möglich. Solche „Bußfertigkeit“ passt nicht zum Image der Spaß­ge­sell­schaft, das sich auch die Kir­chen­gemeinden in den letzten Jahrzehnten gern angeeignet haben.

Darum macht es viel Sinn, als Ge­mein­de auch die Passionszeit sehr bewusst zu erleben, schlimmen Geschichten und Erinnerungen nicht aus dem Weg zu gehen, um dann auch wieder die Hoffnungsbotschaft teilen zu können.

So wie wir es dieses Jahr in be­son­de­rer Weise beim Feierabendmahl am Grün­­donnerstag versuchen wollen. Gemeinsam essen und trinken, den Geist des „Ur-Abendmahls“ erspüren mit Jesus Christus in unserer Mitte.

Dass uns das Teilen von Schwerem und Leichtem gelingt, wünscht
Ihr/Euer
Pastor Detlef Melsbach

Kirchengemeinde Maria Magdalenen Klein Borstel

# Dezember 2023: „Liebe, Frieden, Bethlehem…“

Liebe Leserinnen und Leser,

Weihnachten steht vor der Tür – weit­hin betitelt als „Fest der Liebe“. Viele Familien, Freunde und liebe Menschen kommen zusammen, um Weihnachten zu feiern – die Liebe Gottes zu uns Menschen in Jesus Christus. Die Engel auf den Feldern von Bethlehem ver­kündeten den Hirten: „Friede sei mit euch“. Doch nicht nur den Hirten. Wir stehen heute in einer Linie mit den Hirten damals, und mit ihnen ergeht auch an uns die Verkündigung des Friedens Gottes. Wie sehr haben wir diesen Frieden nötig!

Aktueller können Worte der Bibel kaum sein. Ich glaube, wir alle sehnen uns nach Frieden, der zurzeit so sehr bedroht ist und in weite Ferne gerückt zu sein scheint. Fassungslos stehen wir da und fühlen uns ohnmächtig an­ge­sichts der Gewalt im Nahen Osten, in der Ukraine und an vielen Orten unserer Welt. Frieden will gelebt werden, sonst ist er ein fauler Frieden. Er muss im Kleinen beginnen – bei uns selbst und un­serem persönlichen Umfeld. Friede braucht Platz in unserem Leben – in unseren Herzen. Wie können wir Frieden leben? Da hilft mir die Jahreslosung für das kom­mende Jahr 2024: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“ (1. Kor. 16,14).

Die Jahreslosung gibt uns einen Hin­weis darauf, dass die Liebe Gottes und sein Frieden gelebt und umgesetzt werden wollen – hier und heute. Es geht darum, nicht wegzu­schauen, wenn Men­schen in Not ge­raten. Es geht darum, die Liebe umzusetzen in Taten, sie zu leben in unserem Miteinander. Wir können unsere Nächsten wert­schät­­zend be­han­deln und dort Unter­stützung anbieten, wo Menschen in Not geraten, kleine Zeichen für den Frieden in der Welt setzen – der sich ausbreiten kann, wo wir ihn tun.

Ihre und Eure
Prädikantin Regine Währer

Kirchengemeinde Maria Magdalenen Klein Borstel

# September 2023: „Danken“

Liebe Leserinnen und Leser,

der Erntedankgottesdienst ist auch in Zeiten zunehmender Distanzierung vom kirchlichen Sinnstiftungsangebot im­mer noch relativ gut besucht. Woran liegt das? An der auch mitten in der Stadt dörflich idyllisch geschmückten Kir­che, an der herzerwärmenden Beteiligung von Kindern und Mitarbeitenden aus unserer KiTa oder an der über die re­li­giösen und weltanschaulichen Gren­zen hinaus zugänglichen Bot­schaft, dass Dankbarkeit heilsam für das indi­viduelle und soziale Wohl­be­finden ist?

Für die besondere Spiritualität des Festes ist nicht entscheidend, wie üppig oder spärlich die Ernte tat­säch­lich ausgefallen ist, oder auch unab­hän­gig vom landwirtschaftlichen Kon­text: wie reich die Erträge unseres beruf­lichen, schulischen oder gesell­schaft­lichen Engagements sind. Gerade auch für weniges dankbar zu sein, zu begreifen, dass Misserfolge zwar zunächst un­er­freu­lich, dann aber auch höchst lehrreich sein können, ist eine leider auch in kirchlichen Kreisen zu­nehmend in Vergessenheit geratene Le­bens­kunst.

In der Geschichte vom dankbaren Sa­mariter (Lukas 17, 11-19) geht es darum, dass Jesus per Ferndiagnose und
-the­rapie zehn Menschen gleich­zeitig von einer schlimmen Hautkrankheit heilt, durch die sie jahrelang ge­sell­schaftlich isoliert waren. Nur einer der Geheilten kehrt zu Jesus zurück, um ihm überschwänglich zu danken. „Dein Glaube hat dir geholfen“ sagt Jesus ihm daraufhin, so als ob durch die Dankbarkeit der Heilungsprozess erst wirklich vollzogen wurde.

Dass es auch in beschwerlichen Zeiten gelingt, zur Dankbarkeit als heilsamer Lebenshaltung zurückzufinden, wünscht
Ihnen und Euch
Pastor Detlef Melsbach

Kirchengemeinde Maria Magdalenen Klein Borstel

# Juni 2023: „Holy Days“

Liebe Leserinnen und Leser,

eigentlich ja merkwürdig: die großen sommerlichen Holidays beginnen erst, nachdem die wichtigsten christlichen Feiertage („Holy days“), Ostern, Him­mel­fahrt, Pfingsten absolviert sind und wir kirchlicherseits eine „festlose“ Zeit ver­zeichnen. Das ist be­griffs­ge­schicht­lich natürlich zu erklären: Ferien oder Urlaubsansprüche im modernen Sinn gab es früher nicht; die einzige Ge­le­gen­heit zum Ausruhen von schwerer Arbeit waren die Sonn- und Feiertage, eben die holy days.

Bis heute sind ja durch Feiertage ver­längerte Wochen­enden beliebte Anlässe für Kurz­ur­lau­be. Für die Gottesdienste an solchen Feier­tagen müssen wir uns meist etwas be­son­deres einfallen las­sen, damit die Kirchen an holy days nicht leerer als an „normalen“ Sonn­ta­gen sind. Sind das nun Zeichen fort­schreitender „Säkularisierung“ (Ver­welt­lichung) oder vielleicht auch eine Chance, „Heiliges“ neu zu definieren? Was macht ge­lun­ge­nen Urlaub aus? Möglichst weit weg zu kommen, vieles zu entdecken, seine phy­sischen Grenzen in sportlicher oder kulinarischer Hin­sicht auszutesten oder möglichst kon­sequent abzuschalten und den stres­si­gen Alltag zu vergessen?

Manchmal stellen sich ja auch wohl­tu­ende Urlaubseffekte ein, mit denen wir so gar nicht gerechnet haben. Mit dem Heiligen ist es ähnlich, auch das lässt sich nicht kalkulieren. Und so kann unverhofft geschenkte, echte Erholung tatsächlich etwas sehr Heili­ges sein. In diesem, wohl besten Sinn des Wortes wünsche ich Euch und Ihnen gesegnete Holidays!

Pastor Detlef Melsbach

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